Wenn ich erzähle, dass ich selbständig als Coach arbeite, begegnet mir immer wieder die Frage, was ich eigentlich coache. Sind es bestimmte Themen? Habe ich ein Spezialgebiet? Worin bin ich Experte?
Die Tatsache, dass meine Antwort bei meinem Gegenüber zunächst einmal zu Stirnrunzeln führt, hat mich nachdenklich gemacht, und schließlich zu diesem Blogbeitrag geführt: „Ich coache das Thema, welches mein Klient mitbringt.“ Hä?!
Müsste ich nicht Experte sein, für Business-Themen, Führungskräfte coachen, Frauen als Mentorin begleiten, kurzum: Menschen in ihren Rollen stärken, denen ich mit meinen Erfahrungen nützlich sein kann?
Ja, das wäre ein Weg. Und es würde mir schmeicheln, mein Wissen und meine Erlebnisse teilen zu können. Jedoch: Darum geht es in meinem Coaching nicht. Denn ich coache nicht eine Führungskraft, eine Frau oder einen Projektleiter in seiner/ihrer Rolle. Ich coache den Menschen. Und das Thema, das jede*r Klient*in mitbringt, ist nach meinem Verständnis als komplexes Zusammenspiel aus den verschiedenen Lebensbereichen zu betrachten. Gibt es denn tatsächlich rein berufliche Themenstellungen? Vielleicht auf den ersten Blick. Häufig zeigt sich jedoch, dass die Anliegen meiner Klienten vielschichtig sind.
Die erste Frage stellt sich mir da sofort: Kann ich ein derart komplexes Thema überhaupt in Gänze erfassen, um eine zutreffende Lösung anzuraten? Wieviele Coachingssitzungen bräuchte es wohl, um zum Kern des Problems vorzudringen, damit ich es so verstehe, wie mein Klient es sieht?
„Ratschläge sind auch Schläge.“ Ein Satz aus meiner Coachingausbildung, der sich eingeprägt hat. Der Experte bin nicht ich. Experten sind meine Klienten; sie sind Experten für ihre Lösung. Nur meine Klienten können für sich eine Lösung finden, die zu ihnen passt. Denn erst dann fühlt sich die Lösung „richtig“ an, und Veränderungen können nachhaltig stattfinden.
Und was ist dann meine Rolle, meine Arbeit? Für mich persönlich besteht die große Kunst im Coaching darin, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, sodass sich mein Klient wohl fühlt und sich mir anvertrauen mag. Meine Fertigkeit als Coach ist es also, das Vertrauen in meine Person und den Coachingprozess zu gewinnen. Denn erst so kann der Coachingprozess lösungsorientiert gestaltet werden.
Meine Art und Weise, das Gespräch zu führen, Fragetechniken und Coachingtools einzubinden und dadurch den Klienten Stück für Stück an seine Lösung heranzuführen – das macht Coaching für mich aus. Was ich coache? Ich coache Menschen. In allen Lebenslagen!