Mein Klient sitzt vor mir und beschreibt mir seine derzeitige Teamsituation: Als Abteilungsleiter stößt er immer wieder an eine Grenze, wenn es um die Motivation eines bestimmten Mitarbeiters geht. Er dringt mit seinen Argumenten nicht zu diesem Menschen durch und empfindet die Gespräche zunehmend als schwierig. Immer häufiger ertappt er sich, dass er den Begegnungen mit dem Mitarbeiter ausweicht und auf Email als Kommunikationsweg zurückgreift. „Es ist wie verhext: Ich bin eine erfahrene Führungskraft und fühle mich in diesen Gesprächen hilflos wie ein Kind.“
Doch auch außerhalb des Büros lassen ihn diese Situationen nicht los. Er grübelt beim Sport, er bespricht sich mit seiner Frau, er tauscht sich mit einem Vertrauten aus. Doch die gut gemeinten Ratschläge helfen ihm nicht, seine Blockade zu überwinden. Ein merkwürdiges, für ihn schwer zu beschreibendes Gefühl, bleibt.
Seine Unzufriedenheit mit dieser beruflichen Situation wächst, sie wirkt sich auch im privaten Umfeld aus. Nun sitzen wir im Coachinggespräch und er bittet mich um Hilfe.
Als Coach stehen uns oft eine Vielzahl an Tools zur Verfügung. Wir neigen dazu, uns mit Zertifikaten und erlernten Methoden auszuzeichnen, aber die eigene Intuition als Coach zu entdecken und ihr zu folgen kann in keiner Fortbildung vermittelt werden.
Bei diesem Klienten habe ich instinktiv das Systembrett in unser Gespräch integriert; ich habe es regelrecht „ins Spiel gebracht“. Da mein Klient von seinem Gefühl „hilflos wie ein Kind“ zu sein sprach konnte ich genau an dieser Stelle ansetzen: Anhand von Spielfiguren stellte er seine Team- und Familiensituation auf, und ziemlich schnell zeigte sich, dass seine Ursprungsfamilie, seine Eltern und seine Großeltern, eine bedeutende Rolle spielten.
Mithilfe des Systembretts können Zusammenhänge und Themen abgebildet werden und sind für unser Gehirn als „Bild“ erfassbar. Visuell dargestellte Probleme können dann schnell erfasst und bestenfalls intuitiv gelöst werden. Unser Körperwissen und unser emotionales Wissen werden in die Lösungssuche einbezogen – ein großer Vorteil im Vergleich zu unseren Versuchen, rein über Logik und das gesprochene Wort Probleme zu bewältigen.*
Das Fazit meines Klienten am Ende des Gesprächs: „Ich konnte es einfach nicht in Worte fassen. Durch die Aufstellung sind Themen sichtbar geworden, die im Verborgenen geschlummert haben. Ich habe etwas gespürt, aber beschreiben konnte ich es nicht.“
Ich habe die Erfahrung gemacht, Aufstellungen am Systembrett nachwirken zu lassen und empfehle meinen Klienten häufig, das Erlebte noch bei einem Spaziergang oder in einem Moment der Ruhe nachwirken zu lassen.
